Wie sehr schadet “Streiten vorm Kind” deinem Kind wirklich?

Wie sehr schadet “Streiten vorm Kind” deinem Kind wirklich?
 

Konflikte sind Teil des menschlichen Alltags und in einer Familie mit Kindern kommt es auch schon mal vor, dass wir Eltern vor den Kindern streiten.

​Und das wirft einige Fragen auf, besonders, wenn der Alltag mit Kleinkindern und der damit verbundenen Überlastung für viele Eltern so manche Stress- und Konfliktsituation bereithält. ​​​Erfahre in diesem Artikel mehr darüber, ob und wie sehr "Streiten vorm Kind" deinem Kind schadet und worauf du achten kannst, wenn du etwas ändern möchtest.​

 

​​Verletzt es dein Kind, wenn du mit deinem Partner vor den Augen deines Kindes streitest?

​​Grundlage für diese​n Artikel ist eine Rückmeldung einer Mama, die mir schreibt:

 

"Am Wochenende hatten mein Partner und ich einen richtigen Streit während des Mittagessens vor unseren Kindern. Unser Jüngster begann zu weinen und unsere 5-Jährige Tochter schrie „Seid still, seid still, seid still!“ An dem Abend war unser Jüngster kaum ins Bett zu kriegen und ich weiß, dass das mit dem Streit zu tun hatte. Kannst du etwas zu den Auswirkungen sagen bzw. auch was ich ändern kann??"

 

​In der Vergangenheit haben Erziehungsexperten uns Eltern versichert, dass es kein Problem sei, wenn sie einen Konflikt oder Streit der Eltern mitbekommen, solange sie auch sehen, dass man sich wieder versöhnt.

Aber neuere Erkenntnisse aus der neurologischen Forschung widersprechen dieser Annahme. ​Gar nicht so überraschend zeigt sich, dass der Stresspegel bei Kindern, die wütendes Geschrei oder laute konfliktgeladene Streitgespräche mitbekommen, durchaus signifikant hochschnellt!

Tatsache ist, dass sogar schlafende Kinder laute wütende Stimmen wahrnehmen und sie einen Anstieg von Stresshormonen bekommen, die sie nur sehr langsam abbauen.

​Die Wissenschaft bestätigt uns also, was jedes Kind uns auch so bestätigen würde, und zwar dass sie durch Streit unter Erwachsenen zumindest verunsichert, meist aber geängstigt sind.

Immerhin sind wir Eltern der sichere Hafen für unsere Kinder. Und wenn wir Eltern „außer Kontrolle“ sind, scheint die ganze Welt wie ein beängstigender Ort.

Diese Stressreaktion kann bei Kindern noch lange Zeit nachhallen und sorgt dafür, dass sie schlechter einschlafen oder schlecht schlafen, weil die Stresshormone im Körper des Kindes noch lange Zeit vorhanden sind. Weil Kinder sich in dem Moment nicht zu den streitenden Eltern für Trost wenden können, stopfen sie diese Angst runter und es kommt dann später als Ängstlichkeit, als Trotz- oder Abwehrhaltung oder einfach als „schlechtes Benehmen“ wieder hoch.

Und das Schlimmste dabei ist, wenn Eltern sich gegenseitig anschreien, dann leben wir vor, dass es der „erwachsene Weg“ ist, sich bei Meinungsverschiedenheiten gegenseitig anzuschreien. Hier findest du 10 Schritte, wie du mit dem Schreien und Schimpfen aufhören kannst

 

​Also, ist es schlecht für Kinder, wenn Eltern vor ihnen streiten?

​​​Nein. Es kommt nur auf das „WIE“ an.

Es ist toll für Kinder, wenn Erwachsene ihre Meinungsverschiedenheit respektvoll austragen und vorzeigen, wie man für seine Meinung einsteht, OHNE den anderen als falsch darzustellen.

Kinder lernen extrem davon, wenn sie „gutes Konfliktmanagement“ sehen. Sogar dann, wenn die Stimmung dabei ein wenig hitzig wird!

Wenn sie sehen, dass hier dennoch Respekt und Wertschätzung im Spiel sind, und die Erwachsenen den Konflikt gut lösen können, dann können sie sich dieses Verhalten abschauen. Und wir leben Resilienz in Beziehungen vor!

Also, es ist per se nicht schlecht für Kinder, wenn sie mitbekommen, wie Eltern oder andere Erwachsene vor ihnen streiten, solange wir dabei respektvoll bleiben können. Sobald sich die Meinungsverschiedenheit allerdings in ein dramatisches Streitgespräch, mit Schreien, Beschuldigungen oder Beschimpfungen entwickelt, sind wir gefährlich weit außerhalb der gesunden Zone, vor allem dann, wenn dies häufig geschieht!

 

​Humor - der Retter in der Not?

Es ist sicherlich eine gute Idee, darüber, mit dem Partner/der Partnerin im Vorhinein zu sprechen und zu vereinbaren, dass wenn sich einer von beiden getriggert fühlt in einer Diskussion, dass man das Gespräch abbricht und auf später vertagt oder in sicherer Abwesenheit der Kinder weiterdiskutiert.

Dabei kann eine Art Codewort oder "Code-Satz" helfen, wie: „Alles klar – hab dich lieb, aber ich glaube, wir verrennen uns da gerade und es ist besser, wir besprechen das später weiter …“

Was in diesen Situationen sehr hilfreich ist, ist HUMOR – d. h. wir können bewusst darauf achten, dass wir uns in diesen Situationen mit Humor aus der Situation retten, sodass wir den ersten Anflug von Aggression noch schnell abwenden können. Uns vielleicht umarmen oder mit einer anderen Geste der Wertschätzung - und zwar einem nach außen hin sichtbaren Zeichen vermitteln: „Alles ist gut!“

Kinder bekommen dann vorgelebt, dass egal, wie schwierig die Meinungsverschiedenheit ist, wir Eltern trotzdem daran interessiert sind, Konflikte positiv und wertschätzend zu regeln.

 

Was ist, wenn du schon öfter mit deinem Partner/deiner Partnerin vor den Kindern gestritten hast ...

… und du jetzt nicht unbedingt sagen kannst, dass das eine friedliche Diskussion war? Erstmal - keine Panik! Die schädigende Wirkung für das Kind kommt mit der Häufigkeit.

Wenn es aber in deiner Familie öfter vorkommt, dass ihr euch vor den Kindern streitet und auch keinen Ausweg seht, dann habe ich folgende Aufgabe für dich:

Betrachte in den nächsten Tagen, deine Interaktion mit deinem Partner/deiner Partner aus dem Blickwinkel eures Kindes und reflektiere mal die folgenden Punkte:

 

1. Ist der Ton zwischen euch respektvoll, auch dann, wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid?

2. Verpflichte dich deiner Familie bzw. deinem Kind gegenüber, dass du einen respektvolleren Ton wählst!

3. Seid ihr beide in der Lage, eure Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken, OHNE den anderen zu „attackieren“?

​4. ​Ist die Atmosphäre in eurem zu Hause grundsätzlich von Wärme und Unterstützung geprägt?

5. ​Sieht euer Kind täglich viele „Beweise“ für emotionale Großzügigkeit, auf und von beiden Seiten? Oder sieht es euch eher in negativer Weise miteinander kommunizieren?

6. ​Wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid, sieht euer Kind auch die Versöhnung?

7. ​Gibt es mindestens 5 positive Begegnungen für jede negative?

 

Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Praxis zeigt, dass diese Übungen die Paarbeziehung positiv unterstützen. Und sie sind eine gute Vorbildwirkung für das Kind, wenn es um gesunde Konfliktregelung geht.

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4 Gründe, warum du Konflikte positiv, statt negativ betrachten solltest