Doppelte Botschaften in der Erziehung: Warum Kinder klare Kommunikation brauchen
Kennst du das? Du sagst deinem Kind: „Ist schon gut, ich bin nicht böse!“, während dein Gesichtsausdruck und Tonfall eher das Gegenteil verraten? Willkommen in der Welt der doppelten Botschaften – einem häufigen, aber oft unbewussten Stolperstein in der Kommunikation mit Kindern.
Was sind doppelte Botschaften überhaupt?
Eine doppelte Botschaft – auch Doppelbindung oder Double Bind genannt – beschreibt eine kommunikative Situation, in der zwei widersprüchliche Signale gleichzeitig gesendet werden. Meist ist eines davon verbal (das, was gesagt wird) und das andere non-verbal oder para-verbal (also Mimik, Gestik, Stimme, Tonfall, Körpersprache).
Beispiel:
Du sagst: „Ich freu mich total für dich“, aber dein Blick ist starr, deine Stimme kühl. Dein Kind spürt sofort: Hier stimmt etwas nicht.
Die Theorie der Doppelbindung wurde u. a. von Gregory Bateson und Paul Watzlawick entwickelt – sie zeigen, wie stark diese Widersprüche unsere Beziehungen beeinflussen können.
Warum sind doppelte Botschaften problematisch?
Das große Problem bei doppelten Botschaften ist, dass sie Verwirrung auslösen. Kinder (aber auch Erwachsene) wissen nicht, woran sie sind. Es entsteht Unsicherheit, innerer Stress – und bei häufiger Wiederholung kann das sogar zu tiefer liegenden Beziehungs- und Bindungsstörungen führen.
Denn:
Man kann nicht beide Botschaften gleichzeitig glauben.
Man weiß nicht, welcher man folgen soll.
Und oft erkennt man die Widersprüchlichkeit nicht einmal bewusst.
Gerade Kinder sind auf klare, authentische Signale angewiesen, um sich orientieren zu können. Sie spüren sofort, wenn etwas „nicht stimmt“ – auch wenn sie es nicht benennen können.
Die Folge: Misstrauen, Rückzug oder Überanpassung.
Typische Beispiele doppelter Botschaften aus dem Alltag
„Wie geht’s dir?“ – „Gut!“ (das ‘Gut’ wird allerdings mit traurigem Gesicht und leiser Stimme gesagt)
„Na, das hast du ja toll gemacht!“ (ironischer Tonfall, nach einem Missgeschick)
„Geh ruhig, mach dir einen schönen Tag!“ (gesagt mit verletztem Tonfall)
„Du musst dir nicht viel Mühe geben, aber es soll perfekt sein!“ (Vorgesetzte/r präzisiert die Aufgabenstellung)
Diese Aussagen verwirren – weil das gesagte Wort und die vermittelten Signale nicht übereinstimmen.
Was Kinder brauchen: Authentizität
Kinder merken unglaublich schnell, wenn wir nicht stimmig kommunizieren. Sie werden dann:
verwirrt,
verunsichert,
innerlich orientierungslos.
Wenn unsere Worte, Körpersprache und Stimme zusammenpassen, können Kinder hingegen:
uns vertrauen,
Situationen besser einschätzen,
sich sicher und angenommen fühlen.
Authentisch sein heißt nicht perfekt sein – sondern ehrlich, nachvollziehbar und menschlich.
So erkennst du doppelte Botschaften bei dir selbst
Ein paar hilfreiche Reflexionsfragen:
Was sage ich gerade? Ist es klar, eindeutig, ehrlich?
Was zeigt mein Körper? Passt meine Haltung, Mimik und Gestik zu meinen Worten?
Wie klingt meine Stimme? Vermittelt mein Tonfall das, was ich ausdrücken will?
Beispiel:
Du sagst „Ich hab dich doch lieb“, aber deine Stimme klingt angespannt, dein Blick ist abgewandt – dann ist es für dein Kind schwer, das auch wirklich zu fühlen.
So geht’s anders: Beispiele für authentische Kommunikation
„Ich bin gerade genervt wegen meines Gesprächs mit Tante Ida – das hat aber nichts mit dir zu tun. Ich atme gleich ein paar Mal tief durch - und schon geht’s mir besser.“
„Ich bin noch nicht ruhig genug, um dir richtig zuzuhören – aber ich will wissen, was du mir sagen willst. Gib mir kurz eine Minute, um mich zu beruhigen, dann bin ich ganz für dich da!“
„Ich bin traurig, dass du auf Klassenfahrt gehst, weil ich dich gern um mich habe – und trotzdem freu ich mich für dich. Hab viel Spaß!“
Diese Botschaften sind ehrlich, emotional greifbar und gleichzeitig klar in der Abgrenzung. Sie helfen deinem Kind, dich zu verstehen – und sich selbst in seinen Gefühlen besser zu orientieren.
Doppelte Botschaften verwirren – authentische Botschaften stärken
Wenn du deinem Kind Orientierung, Sicherheit und Vertrauen schenken möchtest, dann achte nicht nur auf das, was du sagst – sondern wie du es sagst und was dein Körper mitschickt.
Kinder brauchen Erwachsene, die echt sind. Die nicht perfekt kommunizieren, aber ehrlich und klar. Denn so lernen sie, sich selbst und anderen zu vertrauen.
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