Ganze Facebook-Gruppen füllen sich mit Beiträgen über Sorgen oder Ängste von Eltern, die über die Situation ihrer - hochsensiblen, intelligenten, hochbegabten - Kinder in der Schule klagen.
Vielfach beschweren sich Eltern darüber, dass ihre Kinder im schulischen Umfeld von pädagogischen Fachpersonen nicht richtig gesehen und behandelt werden .
Ihr Kind verweigert irgendwann die Mitarbeit oder beginnt in einer Art und Weise mitzuarbeiten, die aus herkömmlicher Sicht als „verhaltensauffällig“ bezeichnet wird.
In diesem Artikel spreche ich über die logischen Gründe, warum kreative, intelligente Kinder die Mitarbeit in der Schule verweigern und zeige dies anhand von 4 anschaulichen Beispielen auf!
Sieh' dir hier das Video an.
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Was meinst du damit - das Kind arbeitet nicht mit?
Ich meine damit, dass je nach Veranlagung oder "Typ" Kind, dein Kind entweder:
- gar nicht mehr auffallen will,
- sich sehr stark in sich zurückzieht,
- in die eigene Traumwelt abdriftet,
- nur mehr scheinbar am Unterricht teilnimmt,
- oder ohne großartig auffälliges Verhalten in der Schule, seine Noten sich verschlechtern
Auf der anderen Seite könnte es sein:
- dass es stark anfängt den Unterricht zu stören,
- mit frechen oder patzigen Antworten aufwartet,
- oder mit (scheinbar) oppositionellem oder unsozialem Verhalten,
- Wutanfälle sich zu Hause (und/oder in der Schule) sich häufen.
Leider tendieren viele aus der Lehrerschaft eher dazu, NUR auf das Verhalten des Kindes zu blicken und nicht auf die Gründe dahinter.
Sie wollen die Klasse unter Kontrolle oder im Zaum halten und haben vielleicht nicht die passenden Werkzeuge in der Hand, dies anders zu tun. Genauso wie viele von uns Eltern das auch zu Hause tun...
Wir Eltern sind ja sehr oft auch NUR auf das Verhalten des Kindes fokussiert und wollen dies „abstellen“.

Hochsensibilität ist immer noch kein Ausbildungsfach in der Pädagogik!
Wird das jetzt ein Lehrer-Bashing...?
…werden sich jetzt einige an dieser Stelle fragen
Absolut nicht: denn es gibt auch hier logische Gründe, warum die Situation so ist wie sie ist:
- LehrerInnen und Lehrer, die gerne anders handeln würden, finden oftmals den Rahmen dafür im Schulsystem nicht vor - weil die Direktion der Schule eine andere Philosophie fährt oder weil auch die Eltern, ihr Kind mit der entsprechenden Leistungserwartung in die Schule geben. Vor allem in meinen Fortbildungen höre ich von Lehrerinnen oft den Satz, "Ich würde es ja gerne ändern, aber ich bin auch nur ein Mensch!"
- Das müssen wir immer in unsere Betrachtung mit hineinnehmen: dass meist nur 1 Person vor einer großen Klasse steht und wenn sich diese Person auch noch innerhalb der Lehrerschaft oder von der Schulleitung in diesem Ansatz nicht unterstützt fühlt, sondern hier auch als Sonderling betrachtet wird, dann kämpft diese Person auch gegen Windmühlen.
- Ein weiter Punkt ist, dass wir Eltern irrtümlicherweise glauben, dass Fachpersonen, die tagtäglich mit unseren Kindern arbeiten von den ganz normalen Verhaltensmerkmalen von Hochsensibilität oder auch Hochbegabung Bescheid wüssten. Das glauben viele - und es stimmt leider NICHT!
Wie ist nun die Ausgangslage?
Jeder Mensch, egal ob groß oder klein, strebt danach, sich selbst zu entfalten, und sich mit seinen Talenten, mit seinen Fähigkeiten in die Gesellschaft einzubringen.
Jede Schule, jede Schulklasse ist nichts anderes als ein kleiner Auszug der Gesellschaft, ein kleiner Teil der Welt, wo eben die verschiedensten Menschen aufeinandertreffen. Im Idealfall wird jedes Kind in seiner Einzigartigkeit gesehen und es gibt genug Zeit für den unterrichtenden Erwachsenen, das Kind in seiner Einzigartigkeit auch kennenzulernen.
Im Idealfall eben...
Realistischerweise und auch aus der Sicht der Lehrerschaft zu sprechen, ist dieses Szenario eher utopisch! Wenn eine Lehrperson für fast 20, 25 manchmal mehr Kinder alleine verantwortlich ist, fällt da richtig viel unter den Tisch!
Wenn du mir schon länger folgst, dann weißt du, dass sich Hochsensibilität in vielen Nuancen und Ausprägungen zeigt und es nicht DEN hochsensiblen Menschen gibt.!
Du weißt dann auch sicherlich schon, dass es eben NICHT um Über-Empfindlichkeit oder Über-Emotionalität geht, oder um super-mitfühlend oder super-einfühlend zu sein.
Hochsensibilität bedeutet, dass man über eine erhöhte Reizaufnahme und damit verbundene komplexere Reizverarbeitung durch das Nervensystem verfügt.
Wenn du dich jetzt fragst, wie du das jetzt auf deine Familie und dein Kind ummünzen kannst, und auf die Situation Schule, dann gebe ich dir gleich ein paar Beispiele.
Wann kann Hochsensibilität einem Kind nun "zum Verhängnis" werden, wenn die Lehrkraft nichts von Hochsensibilität weiß und nur auf das Verhalten blickt?
Ich habe dir hier ein paar prägnante Beispiele vorbereitet und ich bitte dich, das auch gleich als Übung für dich zu sehen, ob du in den folgenden Merkmalen dein Kind wiedererkennst, bzw. ob du auch immer noch NUR auf das Verhalten blickst:
1 | Super-motiviert und super-interessiert
Unsere Kinder sind sehr oft unabhängige Denker und scharfe Beobachter. Sie sind begeistert von ihren Ideen und wissen in ihren Interessensgebieten oft mehr als mancher Erwachsene.
Die Begeisterung aufgrund neuer Information und die immense Wissbegierde bringen diese Kinder manchmal dazu, im Unterricht einfach mit der Antwort herauszuplatzen und nicht abzuwarten.
Wenn das ständig passiert, wird das oft als „zu impulsiv“ gewertet – wenn sie dafür dann öfters gerügt oder ermahnt werden, fühlt sich das Kind logischerweise un- oder missverstanden und ungerecht behandelt.
Diese Kinder bekommen von Lehrern oder Eltern ständig zu hören, dass sie mit ihren Fragen nerven, oder, dass der Inhalt ihrer Frage erst im nächsten Semester/Jahr drankommt.
Noch dazu kommt, dass ihre Fähigkeit des vernetzenden Denkens (Querdenker) ist im Unterricht von Regelschulen meist nicht erwünscht – das frustriert! Sind sie im Unterricht unterfordert, wird es ihnen langweilig, dann lenken sie sich mit Tagträumen ab, wofür sie möglicherweise wieder getadelt werden.
Sind sie chronisch unterfordert und dadurch frustriert, folgt verständlicherweise die Wut. Entweder die Wut nach außen, oder die Wut nach innen!
2 | Sehr kreativ und tolle Fantasie
Aufgrund ihrer erhöhten Vorstellungskraft verfügen unser Kinder vielfach auch über eine reiche „Innenwelt“. Sie sind meist ganz mit sich oder mit wenigen Freunden zufrieden, und scheinen in ihrer eigenen imaginären Welt zu leben.
Durch das Eintauchen in die eigene Welt sind diese Kinder im Unterricht „abwesend“ - sehr oft aus Langeweile, weil eben der Unterricht so "un-spannend" gestaltet wird.
Das kennst du vielleicht auch aus deinen eigenen Schultagen?
Sie bekommen dadurch Lerninhalte nicht oder nur unvollständig mit. Sie werden von Lehrpersonal als „Hans-guck-in-die-Luft“ oder langsam im Aufnehmen oder aber als provokant uninteressiert wahrgenommen.
3 | Sehr emotional und gefühlsstark
Dann gibt es Kinder, denen oft vorgeworfen wird, sie würden überreagieren oder seien zu empfindlich, zu emotional, zu gefühlsstark und würden auf jede „Kleinigkeit“ mit Tränen oder Wutausbrüchen reagieren. Die Intensität ihrer Gefühle zeigt sich in Mitgefühl, Empathie und Sensibilität, aber auch in Wut.
Im letzten Live-Talk habe ich noch mehr über emotionale und gefühlsstarke Kinder gesprochen. Hier kannst du ihn nachlesen >>
Diese Kinder nehmen sich Kritik oder Tadeln sehr zu Herzen. Sie fühlen sich durch harsche Worte, durch Hänseleien, durch sarkastische oder zynische Bemerkungen verletzt und ungerecht behandelt.
Wenn hier dann Druck ausgeübt wird, egal ob von Lehrer- oder Elternseite, wenn versucht wird dieses Kin „abzu-rohen“, sodass es ein dickeres Fell bekommt, geht das immer nach hinten los!
Eine schlechte oder angespannte Atmosphäre in der Schule (wie auch natürlich in jeder anderen Umgebung) beeinflusst ihre Stimmung viel stärker als andere Kinder. Sie reagieren sehr intensiv und emotional auf Ungerechtigkeiten und Leid. Und können sich daher gar nicht so gut auf den Unterrichtstoff konzentrieren, weil eben diese soziale Basis für sie nicht stimmt.
4 | Zappelig und sehr aktiv
Dann gibt es noch Kinder, die sind in Kindergarten, Schule oder zu Hause ständig in Aktion oder könn(t)en pausenlos reden. Sie ziehen aus ihrer scheinbar grenzenlosen körperlichen und verbalen Aktivität große Freude - zum Leidwesen ihrer Umgebung 😉
Diese Kinder stören im Unterricht mit ihrem erhöhten Bewegungsdrang durch ständige Bewegung (Fuß oder Bein wackeln) oder Herumzappeln, Sesselschaukeln.
Sie werden durch ihr erhöhtes Bedürfnis nach Aktivität vom Umfeld als sehr anstrengend empfunden – schon im Kindergartenalter wird versucht, den erhöhten Bewegungsdrang einzudämmen und sie erleben sich dadurch als „nicht passend“.
Sie wirken im Unterricht oft unaufmerksam, weil sie die Themen oder die Tiefe der Themen zu wenig anregen (unterstimulierendes schulisches Umfeld) und ihre gesamte vorhandene Energie und Begeisterung ungenutzt bleibt – oft kritzeln oder malen sie vor sich hin.
Sind sie emotional angespannt oder fühlen sie sich unter Druck, neigen sie zu zwanghaftem Reden, "schlechtem" Benehmen und „Herumkaspern“.
Diese Kinder sind besonders gefährdet (fälschlicherweise) mit ADHS diagnostiziert zu werden. Hier in diesem Artikel habe ich mehr darüber geschrieben.
Ich hoffe, ich konnte dich mit diesen Beispielen noch mehr dazu motivieren, HINTER das Verhalten zu blicken, MEHR auf die Bedürfnisse zu achten. Unsere Kinder repräsentieren ja nicht die Mehrheit der Kinder, sondern sie werden leider sehr oft dazu gebracht, sich „wie alle anderen zu benehmen“ und ihr kennt das vielleicht auch von euch selbst:
Wenn du über einen längeren Zeitraum gezwungen wirst, dich anders zu verhalten, als du bist, also dir eine Rolle überzuziehen und diese zu spielen, dann kann das zwar lange Zeit gut gehen, aber irgendwann rächt sich der Körper - und von den Verletzungen der Seele möchte ich erst gar nicht sprechen.