Gerade in Zeiten von Corona, das sich derzeit vorwiegend als 'Innenraum-Problematik' darstellt, rückt der Unterricht im Freien als willkommene Lösungsoption für Schulen und Kindergärten in den Mittelpunkt. Aber Unterricht im Freien gilt für viele PädagogInnen schon lange als 'Geheimtipp', um nicht nur die Lernbereitschaft, sondern auch die Lernvielfalt zu erhöhen!
In diesem Artikel habe ich dir einige Tipps für den Unterricht im Freien zusammengestellt und gebe dir auch weiterfühende Links zur Hand, wenn du dich mit dem Lernen draußen tiefer beschäftigen möchtest.
Freiluft-Schulen und Lernen im Freien - etwas ganz Neues?
Nicht wirklich! Frischluft tut bekanntlich immer gut, besonders aber in Zeiten von ansteckenden Krankheiten. Das gilt nicht nur für das Jahr 2020/2021, sondern war vermutlich auch der leitende Gedanke hinter der Bewegung um 1900 herum, wo der Unterricht in Tuberkulose-Gebieten einfach im Freien fortgesetzt wurde, wie beispielsweise in Charlottenburg - und das mit entsprechender Kleidung auch im Winter.
Dass einige Bildungsfachleute wie auch Lehrkräfte und PädagogInnen den Unterricht möglichst draußen stattfinden lassen, hat mehrere wichtige Gründe:
- Mit dem Unterricht im Freien möchten Schulen einerseits der stetigen Klimaveränderung trotzen, und gleichzeitig auf die Maßnahmen in der Corona-Krise reagieren
- Geplante Unterrichtselemente im Freien machen den Schulbetrieb weniger anfällig für Schulschließungen in Zeiten von Infektionskrankheiten, wie wir sie jetzt erleben (wie sie aber auch schon vor 100 Jahren bekannt waren). So kann eine gewisse Kontinuität gewährleistet werden, statt den Unterricht gänzlich entfallen zu lassen.
- Regelmäßiger Outdoor- Unterricht steigert die Lernbereitschaft von Schülerinnen und Schülern deutlich, wie diese Studie mit 300 Jugendlichen zeigt.
- Das Bildungsangebot 'draußen' wird anders und vielfältiger gestaltet, was die Unterrichtsqualtität hebt bzw. das gesamtheitliche Lernen unterstützt.
- Es zeigt sich, dass die Erfahrung von mehr Eigenverantwortlichkeit, das Erleben guter sozialer Beziehungen zu ihren Mitschülern, sowie häufigere Erfolgserlebnisse die Lernmotivation der Schüler entscheidend steigerte.
Das sind nur wenige der positiven Aspekte des Unterrichts im Freien!

Widerstand gegen Unterricht im Freien häufig aus Unwissenheit
Skeptiker sind hier nicht nur bei den Eltern, sondern auch bei den Lehrkräften und PädagogInnen anzutreffen.
Eltern fürchten häufig, dass ihre Kinder in der Kälte draußen sich auch leichter 'erkälten' und krank werden könnten, wie auch die Rückmeldung dieses Schulleiters der Grundschule Lichterfelde zeigt:
„Fest im Stundenplan sind zwei Stunden mit einem Umweltpädagogen“, sagt Schulleiter Hans-Dieser Weiß, „aber wir gehen auch in Deutsch und Mathe raus“. Und weiter: selbst anfangs hochgradig skeptische Eltern, die fürchteten, ihre Kinder würden in der Kälte krank werden, hätten im Laufe einer Serie von Befragungen praktisch durchweg ihre Sicht revidiert, so Weiß.
Lehrkräfte hingegen befürchten oft einen Mehraufwand beim Unterrichten und dass Lehrstoff nicht adäquat vermittelt werden kann. Dabei könnte Aufklärung und eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Unterricht im Freien allen Beteiligten helfen:
Durch das Einbeziehen mehrerer Sinne und durch die Abwechslung bleibt das Gelernte den Schülern auch gut im Gedächtnis. Die Nase hin und wieder an die frische Luft zu stecken bedeutet also keine verschwendete Zeit, sind sich diese Studienautoren einig.
Auch im Interview mit dem Didaktikforscher Christoph Mall lässt sich Spannendes lesen: ausgeglichenere und zufriedenere Schüler seien das Ergebnis und "Lehrkräfte müssten sich nicht nur darauf einlassen und selber die dicken Sachen aus dem Schrank holen, sondern sie bräuchten auf ebenso breiter Front Rückendeckung..."
Er forscht an der Technischen Universität München zum Thema „Draußenschule“.
Dem Konzept der Draußenschule liegt die Idee einer ganzheitlichen Bildung zugrunde, die darauf abzielt, Schülerinnen und Schülern offene und produktive Räume des eigenständigen, eigenverantwortlichen Ausprobierens, des forschenden, aktivierenden und erfahrungsbasierten Lernens im Kontext Biologischer Vielfalt bereitzustellen. Der Unterricht an außerschulischen Lernorten steht dabei in enger Wechselwirkung mit dem Unterricht im Klassenzimmer. Die Handreichung gibt Hinweise zur konkreten Unterrichtsgestaltung, diskutiert Fragen zum regelmäßigen Lernen an außerschulischen Lernorten und zur Öffnung von Schule. Das Buch beinhaltet sowohl Praxisberichte als auch wissenschaftliche Ergebnisse aus einer dreijährigen Projektarbeit, im Rahmen derer an drei Modellschulen in Deutschland das Konzept der Draußenschule konsequent umgesetzt wurde.
Schulen für Unterricht im Freien stärken und konkret ausstatten - geht das?
Ja, das geht! Sehr eindrücklich beweisen das auch die mittlerweile 100 Naturparkschulen in Österreich. Bei diesem Modell arbeiten Naturpark und Schule eng zusammen und vermitteln ihren Schülerinnen und Schülern durch gemeinsam entwickelte Angebote ein
tieferes Verständnis für ihre Umwelt: durch Projekte, Wanderungen und dem buchstäblichen Begreifen mit allen Sinnen.
Das österreichweite Konzept der Naturpark-Schulen wurde 2007 vom Verband der Naturparke Österreichs aus der Taufe gehoben und die ersten Rahmenkriterien für die „Österreichischen Naturpark-Schulen“ beschlossen. In enger Zusammenarbeit mit Pädagoginnen, Pädagogen und Naturpark- Verantwortlichen wurden diese an die Praxis des Schulalltags angepasst und 2009 die erste Naturpark-Schule – die Volksschule Arnoldstein im Naturpark Dobratsch – prädikatisiert.
Dieses Praxishandbuch bietet eine Fülle von Unterrichtsideen in der Natur und zwar für alle Fächer der Grundschule. Sämtliche Aktivitäten sind praxiserprobt und sorgfältig beschrieben. Sie erfüllen die Zielsetzungen der Lehrpläne und beruhen auf den aktuellen Prinzipien der Grundschulpädagogik. Die Natur ist hier nicht bloß Zugabe, sondern ein wichtiges Mittel, um die fachspezifischen und fächerübergreifenden Unterrichtsziele zu erfüllen. Das Buch liefert zudem wertvolle Tipps und Tricks und praktische Informationen zum Thema und es zeigt, welchen großen Gewinn der Unterricht draußen darstellt.
Mathe unterrichten auch im Freien?
Warum nicht? Bei Unterrichtsfächern wie Biologie, Sport oder auch Geografie fällt es uns nicht schwer, uns Unterricht im Freien vorzustellen. Bei Mathe fällt das schon schwerer! Wenn aber die Kinder in Mathematik mit Stock, Maßband und dem 2. Strahlensatz lernen, die Höhe eines Baumes zu berechnen (wie die Naturpark-Schulen das als gutes Beispiel anführen), dann bildet sich aus dem buchstäblichen Begreifen der Zusammenhänge dabei erworbenes Wissen.
Links, Infos und Materialien gewünscht?
Für den Unterricht im Freien gibt es viele Anleitungen, einerseits für PädagogInnen und Lehrkräfte, andererseits auch für Eltern und Kinder.
Bildungsangebot im Freien - Kostenlose Entdecker-Sets (LehrerInnen-Service)
Downloadbereich - Lernen in und mit der Natur
Outdoor-Unterrichtseinheiten zum Ausprobieren - Lernraum Naturpark
Aktivitäten und Materialien fürs Lernen draußen
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