Bist du einer jener Menschen, die keine Neujahrsvorsätze mehr machen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich eh jedes Jahr dasselbe vornehmen? Fühlt sich irgendwie nach „Hat ja eh keinen Sinn“ an?
Sich immer wieder dasselbe vorzunehmen, bedeutet aber nicht unbedingt, dass man diese Vorsätze nicht geschafft hat, sondern dass man weiterhin auf einem guten Weg ist. Perfekt wird es nie, das ist die schlechte Nachricht 😉, die gute Nachricht: du musst nicht perfekt sein!
Unsere Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Sie brauchen Menschen, die sie mit all ihren Eigenheiten nehmen, die ihnen vorleben, wie man gut für sich sorgt, seine Grenzen wahrt und seine Gefühle ausdrückt und die ruhige Vorbilder bei Streit und Konflikten sind. (Denn Wut, Streit und Konflikte wird es 2018 weiterhin geben, sie gehören zum Familienalltag dazu.)
Gewohnheiten zu ändern, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und sich neue Verhaltensweisen anzugewöhnen – das ist harte Arbeit.
Daher wird ein Vorsatz, wie “Ich möchte in diesem Jahr geduldiger sein“ so auch nicht funktionieren. Wenn wir uns nämlich mitten in einer Konfliktsituation befinden und schon unsere Zähne zusammenbeißen „um geduldig zu bleiben“, ist bereits unser „Ur-Reflex“ Kampf, Flucht (oder Erstarren) aktiviert und die Route vorgezeichnet.
Wenn du in 2018 ruhiger und geduldiger im Umgang mit deinen Kindern sein möchtest, ist das absolut möglich. Hier habe ich dir 5 “Vorsatzvorschläge” aufgeschrieben, wie du weniger Drama und mehr Harmonie in deinen Familienalltag bekommst.
Die Umsetzung dieser guten Vorsätze geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein längerer Prozess – kann sein, dass du sie dir nächstes Jahr wieder vornimmst, aber ich kann dir versichern, dass du ruhiger wirst, dein Kind ausgeglichener und die gesamte Familiensituation dadurch friedvoller.
- Nimm dir vor, an deiner eigenen Emotionsregulation zu arbeiten, damit du deinem Kind gegenüber emotional großzügig sein kannst. Fülle täglich deinen inneren Tank, indem du z.B.: früher zu Bett gehst, damit du ausgeruht bist, gesunde Lebensmittel isst, damit du energiegeladen bist, deinen „inneren Kritiker“ oder die negative Stimme in dir in eine positive umwandelst, und deinen Alltag entschleunigst, damit dir nicht die Luft ausgeht
Weitere Tipps zur Selbstfürsorge findest du hier: Herunterladen.
Das wichtigste dabei ist: Übernimm’ die Verantwortung für deine eigenen Reaktionen. Wenn du bereits im “Ur-Reflex-Modus” bist (Kampf/Flucht), dann ist dein Kind „der Feind“. Aus dieser Situation kommen wir meist nicht unbeschadet raus, weder dein Kind, noch du.Nimm‘ dir vor, in dieser Situation „nichts“ zu tun. Das ist das Härteste überhaupt – dem Gefühl, jetzt reagieren zu MÜSSEN, (dich verteidigen zu müssen), nicht nachzugeben! Beruhige dich und wende dich erst dann deinem Kind zu. Denk‘ daran, dass du damit jedes Mal dein Gehirn umpolst und es dir nach und nach besser gelingen wird, gelassener zu bleiben. Und du wirst verblüfft sein über die positive Auswirkung, die das auf dein Kind hat.
2. Nimm’ dir vor, dein Kind so zu akzeptieren und zu lieben, wie es ist. Mittlerweile weiß man, dass Kinder, die sich geliebt und geschätzt fühlen, sich besser entwickeln und ihr Potenzial besser entfalten können. Die Betonung liegt hier nicht auf Kinder, die geliebt WERDEN, sondern auf Kinder, die sich geliebt FÜHLEN – und zwar für genau das, was sie sind und was sie ausmacht. Das ist ein großer und bedeutender Unterschied!
Jedes Kind ist einzigartig, und jedes Kind benötigt etwas anderes, um sich geliebt und wertgeschätzt zu fühlen. Das anstrengende für uns Eltern dabei ist, das Kind so zu nehmen, wie es ist, mit all seinen Eigenheiten und gefühlten Herausforderungen und nebenbei noch sein Verhalten zu lenken. Gibt’s da ein Geheimnis? Es hilft schon mal die Situation aus der Kinderperspektive zu betrachten, mit der Erfahrung des Kindes mitzufühlen und sich über jeden Schritt in die richtige Richtung zu freuen. Und das Wichtigste: die Zeit mit deinem Kind genießen!
3. Nimm’ dir vor, die Beziehung zu deinem Kind zu stärken. Unsere Kinder können nur kooperieren und den vielen Regeln der Erwachsenen folgen, wenn sie sich mit uns verbunden fühlen. Es gibt viele Situationen, wo diese Verbindung unterbrochen wird und es liegt an uns, diese wiederherzustellen. Dazu zählt, dass wir uns Zeit für unser Kind nehmen, wenn wir mehrere haben, dann für jedes Kind einzeln, damit es das Gefühl hat, von uns wirklich gesehen zu werden. Umarmen, gemeinsam herumbalgen, zuhören, ohne Ratschläge und Tipps zu geben, mitfühlen – all das sind essenzielle Dinge, um diese Verbundenheit aufrechtzuerhalten. Hast du dazu keine Zeit? Was könnte wichtiger sein?
4. Nimm’ dir vor, ein Vorbild zu sein. Möchtest du respektvolle, aufmerksame und rücksichtsvolle Kinder, auch später als Teenager und Erwachsene? Dann lebe es ihnen vor – du weißt, dass unsere Kinder das nachmachen, was wir ihnen vorleben. Wenn wir unsere eigenen Emotionen nicht regulieren können, wie sollen es unsere Kinder dann lernen? Das ist nicht immer einfach, das weiß ich nur allzu gut, daher helfen vielleicht ein paar „Mantras“: „Nimm’s nicht persönlich“, „Es ist kein Notfall“, „Ich bin das Vorbild“.
5. Nimm’ dir vor, mehr “hinter” das Verhalten deines Kindes zu schauen. Da findest du die wahren Gründe, nämlich die ungestillten Bedürfnisse und oft überwältigenden Gefühle, die das Verhalten auslösen. Die wichtigste Situation, in der du mit deinem Kind in Verbindung bleiben solltest ist, wenn es “ausflippt“, einen Wutanfall hat oder einfach „schlechtes Benehmen“ zeigt – das ist ein nämlich ein guter Hinweis darauf, dass dein Kind gerade dringend deine Hilfe benötigt. Du kannst davon ausgehen, dass dein Kind noch nicht in der Lage ist, zu sagen: „Mama/Papa, ich bin gerade mit der Situation überfordert, bitte hilf‘ mir!“ Sei der Dolmetscher deines Kindes, nimm es nicht persönlich und kümmere dich um diese ungestillten Bedürfnisse und überwältigenden Gefühle, damit sich dein Kind wieder Herr (oder Frau) über Lage fühlt. Wenn dazu noch Hilfestellung benötigst, kannst du im Februar bei der Challenge „Begleite dein Kind besser durch einen Wutanfall“ teilnehmen. Dazu bekommst du in Kürze mehr Info.
Das klingt jetzt gar ein bisschen viel für „nur ein paar Neujahrsvorsätze“? Ja, das mag sein.
Aber gehe einfach nur den ersten Schritt und nimm‘ dir für heute weniger Drama und mehr Liebe vor.
Weniger „Verteidigung“ und mehr Verständnis. Weniger Perfektion und mehr Mitgefühl.
Und damit wünsche ich dir und deiner Familie ein wundervolles neues Jahr!