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Hochsensibel? Willenstark? Gefühlsstark? Oder was jetzt?! 

In letzter Zeit wird sehr viel über Begriffe, wie hochsensible, autonome, willensstarke oder gefühlsstarke Kinder diskutiert. Nicht wenige Eltern stolpern über die vielen Begriffe und sind verwirrt, was denn nun was bedeuten soll.

Oft höre ich Sätze wie, das eine Kind ist „nur“ hochsensibel, das andere ist gefühlsstark, und das dritte ist autonom.

​​Und ja, ich kann diese Unsicherheit bzw. Verwirrung, ​die bei Eltern aufkommt ganz gut nachvollziehen, denn tatsächlich wird oft ganz schwammig um ein und das selbe Thema herumgesprochen.

​​In diesem Artikel ​erkläre ich dir, was es mit den einzelnen Begriffen auf sich hat, warum es ​diese einzelnen Begriffe gibt und warum es eigentlich ganz unwichtig ist, wie ​wir es benennen!

Warum nicht einfach nur "hochsensibel"?

Das Wort „hochsensibel“ wird sehr unterschiedlich interpretiert. Im deutschen Sprachraum ist dieser Ausdruck noch dazu eher negativ behaftet, und manchmal fühlt es sich so an, als würde man als Weichei, Softie oder Heulsuse bezeichnet, sobald man sich als hochsensibel "deklariert" – und das ist klarerweise damit ÜBERHAUPT nicht gemeint.

L.eider verbindet die Mehrheit der Menschen, die schon etwas über Hochsensibilität gehört haben, das Wort „hochsensibel“ meist NUR mit Über-Emotionalität oder Über-Empfindlichkeit!

Das Grundlegende, wenn wir über Hochsensibilität sprechen: die erhöhte Reizaufnahme und -verarbeitung! Der nicht sichtbare Teil, der unbewusst abläuft!

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​Elaine Aron, die dieses Konstrukt 1996 ​geprägt hat, beschrieb damit aber im Wesentlichen Menschen mit einer „erhöhten Reizaufnahme und damit verbundenen erhöhten Reizverarbeitung durch das Nervensystem und dem Gehirn". Der wissenschaftliche Ausdruck dafür ist "Sensory Processing Sensitivity".


Und das zeigt sehr schön, dass es in erster Linie um eine angeborene und grundlegend andere Art der Informationsaufnahme und deren Verarbeitung geht!

​Die Auswirkungen einer erhöhten Reizaufnahme...

​Es geht also im Grunde um die erhöhte Reizaufnahme und damit verbundene komplexere Reizverarbeitung! Das ist der nicht-sichtbare Teil, denn das Meiste läuft ja nur teil- bzw. unterbewusst ab.


Erst in 2. Linie geht es um das Verhalten, dh. wie sich nun ein Mensch mit einer erhöhten Reizaufnahme/ und -verarbeitung in seinem Umfeld verhält. Im Kindergarten, in der Familie, in der Schule, in der Arbeit, in der Freizeit und im Freundeskreis.


Das ist dann der sichtbare Teil  und ​ oft auch der Teil, der Anlass für ​MIssverständnisse gibt. Wo es dann, wenn man nicht umfassend über die Verhaltensmerkmale von Hochsensibilität Bescheid weiß, gleich mal mit ​populären Etiketten versehen wird.


​Das, was wir im Außen sehen (sprich das Verhalten) ist das Ergebnis einer erhöhten Sensitivität, gepaart mit einer erhöhten Intensität und das äußert sich vielfach in einem Verhalten, das von vielen (Unwissenden) als „extremer als normal“ bezeichnet wird.




Was hat das nun mit den verschiedenen Begriffen zu tun?

Es ist nun mal so, dass Menschen Konzepte und Begriffe unterschiedlich interpretieren. Und dass Buchautoren auch nur Menschen sind, die zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem, für sie selbst schlüssigen Ergebnis oder zu einer Erklärung gekommen sind, und in ihrer eigenen Auffassung Konzepte und Themen beschreiben - und das ist auch völlig okay so!

Wenn ich die Beschreibung von autonomen und willensstarken Kindern hernehme, eine Beschreibung, die ja schon vor längerer Zeit von Jesper Juul vorgenommen wurde, dann sehe ich folgende Merkmale, die er anführt :


  • wacher Blick, bereits als Baby sehr neugierig und aktiv,
  • einerseits sehr anhänglich, andererseits sehr weit entwickelt und dadurch sehr freiheitsliebend,
  • haben oft schon einen reifen Gesichtsausdruck - wenn man ihnen in die Augen sieht, sieht man bereits sehr viel Weisheit
  • man kann diese Kinder kaum zu etwas animieren, dass sie nicht selbst wollen.
  • Sie besitzen eine außerordentlich stark ausgeprägte Integrität (was Eltern oft als Trotz oder Sturheit auslegen, dabei sind sie Meister im wahren der eigenen Integrität!)
  • Sie bemerken sehr schnell, wenn Bezugspersonen nicht authentisch sind, dh. sie haben eine erhöhte Wahrnehmung für das, was sich zwischen den Zeilen abspielt. (​Den ganzen Artikel über willensstarke Kinder findest du hier.)

Wenn wir die Beschreibung dieser Verhaltensmerkmale mit den Verhaltensmerkmalen von Hochsensibilität vergleichen, ​sehen wir eine komplette Übereinstimmung.

​Und was ist mit "gefühlsstarken" Kindern? Ist das was anderes?

​Seit einiger Zeit gibt es den Ausdruck "gefühlsstark" - geprägt von der Autorin Nora Imlau. Die Merkmale, anhand derer "gefühlsstarke" Kinder festgestellt werden, geht allerdings zurück auf das Buch von Mary Sheedy Kurcinka, einer Pädagogin, die in ihrem 1992 erschienenen Buch 8 Merkmale beschrieben hat, die auch in Nora Imlaus Buch als Basis für "gefühlsstarke" Kinder herangezogen wird. Von Hochsensibilität war 1992, als das amerikanische Buch erschienen ist,  in Form von Elaine Arons Konstrukt noch nicht die Rede!

Gefühlsstarke Kinder werden laut der 2 Autorinnen anhand folgender 8 Merkmale erkannt (Teil-Auszüge aus dem Buch):


  1. ​sie erleben Gefühle unglaublich intensiv.
  2. sie sind extrem ausdauernd und hartnäckig, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, andererseits, wenn kein Interesse da ist, kaum zu motivieren.
  3. ​sie sind überdurchschnittlich sensibel (und damit ist die ​Reizwahrnehmung und -verarbeitung gemeint), dh. das Reize besonders stark aufgenommen und verarbeitet werden​.
  4. ​sie sind außergewöhnlich offen für alle Eindrücke, und damit ist hier auch ihr Auge für Details gemeint, und auch die erhöhte Ablenkbarkeit durch Reize.
  5. sie können entweder Abweichungen von Routinen kaum aushalten, dh. dass sie Sicherheit und Struktur lieben ODER im Gegensatz dazu, dass sie jede äußere Struktur als Freiheitsberaubung sehen, dh. dass sie am liebsten ihre eigene Struktur haben wollen
  6. sie haben eine scheinbar unendliche Energie, z,T. einen hohen Bewegungsdrang.
  7. sie tun sich teilweise schwer mit Veränderungen, mit neuen Situationen, mit Übergängen
  8. sie haben oft einen eher pessimistischen Blick auf die Welt, dh. das Glas ist halbleer, statt halbvoll.

Bei genauerer Betrachtung und aus meiner fachlichen Sicht sind all diese 8 Merkmale ganz einfach nur Beschreibungen von Menschen mit hoher Sensitivität und hoher Intensität, wie sie im Konstrukt „erhöhte Reizaufnahme und -verarbeitung“ (also Hochsensibilität) beschrieben werden.

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Warum werden eigentlich verschiedene Begriffe verwendet und warum wird sogar behauptet, dass es zwischen den Begriffen Unterschiede gibt?

Das ist tatsächlich eine berechtigte Frage, weil mit all den oben genannten Begriffen bei genauerer fachlicher Betrachtung tatsächlich von ein und denselben Verhaltensmerkmalen gesprochen wird und nur hie und da andere Bezeichnungen verwendet werden.


Wie ich weiter oben schrieb, ist es einfach so, dass jeder Mensch einen anderen Hintergrund mitbringt, individuelle Erfahrungen im Leben macht, und nicht alle zu jeder Zeit über das gleiche Wissen verfügen - darüberhinaus legt jeder Mensch den Fokus ein wenig anders, so auch Buchautoren. 😉

​Hochsensibilität ist nicht der beste Begriff, um erhöhte Reizaufnhame und komplexe Reizverarbeitung zu beschreiben!

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Aber es gibt noch weitere Gründe dafür, wieso das Wort hochsensibel nicht so gerne verwendet wird oder eben Abgrenzungen stattfinden:


  1. ​​Das Wort „sensibel“ hat im deutschen Sprachraum einen eher negativen Touch – stimmiger und das Konstrukt "HS" sinngemäß richtiger beschreibend wäre „erhöht reizaufnehmend  und -verarbeitend“, aber nunja, das ist auch nicht viel flüssiger oder eingängiger!
  2. Ein weiterer Grund: Wenn jemand unter Hochsensibilität NICHT die „erhöhte Reizaufnahme und erhöhte Reizverarbeitung“ versteht, sondern primär Hochsensibilität mit Über-Empfindlichkeit oder Über-Emotionalität verwechselt - dann ​kommen Abgrenzungen zum Wort "hochsensibel" logischerweise vor, denn ​dann hört man folgende Äußerungen: ich bin nicht überempfindlich, ich breche nicht ständig in Emotionen aus, ich habe meine Gefühle im Griff…
  3. ​​Und, wenn jemand Hochsensibilität NUR mit Introversion gleichsetzt, dh. mit ruhigem, in sich gekehrtem, oft „schüchtern“ wirkendem Benehmen gleichsetzt, dann fallen natürlich alle Menschen, die eine erhöhte psychomotorische Sensitivität haben, oder die ein extavertiertes Benehmen zeigen, oder die ein stark „hyperaktives“ Benehmen haben, da nicht mit hinein – obwohl sie, wenn man genau hinschauen würde, auch über die erhöhte Reizaufnahme und – verarbeitung verfügen.

​Wir sollten uns daher daran erinnern, dass Elaine Aron bei ihren Forschungen herausgefunden hat, dass sie es nicht nur mit Introvertierten zu tun hat!


Sondern, dass diese erhöhte Reizaufnahme und -verarbeitung auch bei Extravertierten vorkommt und sie somit einen neuen Begriff defnieren musste, der dieses auch abbildet.


Dass der gemeinsame Nenner die erhöhte Aufnahme und komplexere Verarbeitung von Informationen ist. 

​Wie hilft uns diese Erkenntnis in unserem Familienalltag?

Es ist eigentlich völlig egal, wie wir das Kind nennen: sei es nun hochsensibel, gefühlsstark, willensstark, autonom oder sonstiges - weil es „anders“ ist als die Mehrheit der Kinder.


Wichtig ist, dass ich als Mama oder Papa beachte, dass wir hier von einem Menschen sprechen, der in der selben Zeit mehr Reize/Informationen/Signale/Daten aufnimmt, als ein Mensch, der NICHT mit dieser erhöhten "Reizaufnahmefunktion“ geboren ist!


Wir als Eltern müssen uns schlau machen, was es im Alltag bedeutet, wenn ein Mensch (egal ob groß oder klein) Reize so verarbeitet und warum das Verhalten dieses Kindes/dieses Erwachsenen DAHER GANZ NORMAL ist.


Die Mehrheit der Menschen weiß darüber nicht Bescheid - auch Fachpersonen, wie Lehrpersonal, Ärzte, Therapeuten etc. wissen darüber NICHT Bescheid und aus diesem Grun gibt es immer wieder Aussagen, wie dein Kind ist eine Heulsuse, dein Kind ist ein Besserwisser, dein Kind hat fehlendes Sozialverhalten, dein Kind ist hyperaktiv, dein Kind wird dir auf der Nase rumtanzen, wenn du ihm seinen Willen lässt, blablabla…


Ich lade alle Eltern herzlich ein, ein bisschen „smarter“ zu sein, dem eigenen Gefühl zu trauen, dass das Kind schon okay ist, wie es ist! Aber zu überlegen, dass dir vielleicht einfach nur noch der rote Faden fehlt, vielleicht das nötige Wissen, das es braucht, um dein eigenes Kind und vielleicht auch dich selbst besser zu verstehen.



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