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Viele hochsensible Menschen (und hier vor allem Kinder) sehen sich mit dem Vorurteil konfrontiert, schüchtern zu sein. Wenn du im Internet nach dem Wort Schüchternheit suchst, kommt dabei eine Unmenge an Information raus. Auf den meisten Seiten wird dabei nicht auf Hochsensibilität eingegangen. Dabei  sind Schüchternheit und Hochsensibilität zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Natürlich können hochsensible Personen auch schüchtern sein, allerdings eben nur AUCH. Warum die beiden Begriffe so oft vermischt werden und wie Schüchternheit eigentlich entsteht, kannst du hier nachlesen.

Kennst du die folgenden Kommentare und Aussagen aus deinem Umfeld über dein (hochsensibles) Kind oder aus deiner eigenen Kindheit?

  • Dein Kind hängt dir aber sehr am Rockzipfel!
  • Braucht dein Kind immer so lang, bis du weggehen kannst? (von der Geburtstagsparty/vom Spieletreff/vom X-Kurs)
  • Stell dich nicht so an, das sind doch nur Oma und Opa! Gib ihnen die Hand/eine Begrüßungsumarmung/einen Kuss..
  • Kann mich dein Kind nicht ansehen, wenn ich mit ihm rede?
  • Ist dein Kind so schüchtern, dass es sich sogar hinter dir verstecken muss?
  • Jetzt zier´dich nicht so  und sag der Verkäuferin, welche Hose dir besser gefällt!

Du könntest diese Liste wahrscheinlich noch mit anderen Situationen ergänzen. Nachdem ich einiges über Hochsensibilität gelesen hatte, habe ich mich gefragt, ob in all solchen Situationen wirklich Schüchternheit im Spiel ist? Und wenn ja, was ist Schüchternheit eigentlich?

Wie wird man schüchtern?

Gegensätzlich zur weitverbreiteten Meinung, werden Menschen nicht schüchtern geboren! Unser Überleben als Baby ist so sehr von der Beziehung zu unseren Bezugspersonen abhängig, dass die Natur dafür gesorgt hat, dass Babys aktiv den Kontakt suchen und mit einem großen Selbstvertrauen zur Welt kommen.

Große und kleine Menschen entwickeln schüchternes Verhalten, wenn sie mit Menschen in ihrem Umfeld (regelmäßig) schlechte Erfahrungen gemacht haben oder sie das Gefühl haben, keine Unterstützung zu bekommen. Dh. werden Kinder ständig kritisiert oder wird ihr Vertrauen durch ihre Bezugspersonen ständig missbraucht, ziehen sie sich immer mehr in sich zurück. Schüchternheit ist also ein erlerntes Verhalten, das jeder entwickeln kann. Welche ständigen Handlungen “fördern” schüchternes Verhalten?

  • Bloßstellung durch Eltern
  • Androhung, das Kind nicht mehr zu lieben, wenn es sich nicht so verhält, wie gewünscht – “Ich hab dich nur lieb, wenn du jetzt brav bist!”
  • Tadeln und Kritisieren, meist auf eine verletzende Art und Weise
  • Zynische Aussagen
  • Mobbing….

Die Folgen sind ein zerstörtes Selbstwertgefühl und kaum vorhandenes Selbstvertrauen. Die Angst vor Versagen und die Angst vor Ablehnung drängen sich in den Vordergrund und das soziale Leben wird stark eingeschränkt. Das Endergebnis sind Erwachsene, die sich im Leben kaum etwas trauen, unter ihren Möglichkeiten leben und vereinsamen.

Sie haben vielfach das Gefühl:

  • im Leben zu kurz zu kommen – sie trauen sich nichts zu
  • sich nicht wehren zu können – sie trauen sich nicht Nein zu sagen
  • ausgenutzt zu werden
  • sich einschüchtern zu lassen

Sie ärgern sich oft über ihre Gutmütigkeit und verleugnen die eigenen Bedürfnisse, aus Angst, sich unbeliebt zu machen, herzlos oder egoistisch zu erscheinen.

Hochsensibel oder schüchtern?

Warum verhält sich mein hochsensibles Kind dann schüchtern?

Unsere (westliche) Gesellschaft geht sehr undifferenziert mit dem Begriff „Schüchternheit“ um. Bereits „gründliches Abwägen“, „Zögern“ und „sich im Hintergrund“ halten, wird als schüchtern gewertet. In einer Kultur, wo Kontaktfreudigkeit, Extrovertiertheit und nicht allzu große Empfindlichkeit idealisiert werden, bekommt zurückhaltendes, reflektierendes Verhalten eher einen negativen Touch.

Hochsensible Kinder, vor allem die eher introvertierten, sind Beobachter. In einer neuen Situation wird zuerst geprüft, wie die Lage ist:

Was sind das für Menschen im Raum? Wie ist die Stimmung? Drohen mir “Gefahren”?

Sie haben oft ein gutes Gespür und merken schnell, wenn eine Person nicht authentisch ist. Sie verstehen das Konzept von Small Talk (noch) nicht. Und sie können sich noch nicht gut genug von Menschen abgrenzen, sodass sie lieber keinen Augenkontakt halten.

All das führt zur irrtümlichen Annahme, dass hochsensible Kinder grundsätzlich schüchtern sind. Studien zeigen, dass sicher-gebundene hochsensible Menschen, also Menschen mit einer glücklichen Kindheit, durchaus kein schüchternes Verhalten an den Tag legen. Sie verhalten sich durch ihre erhöhte Wahrnehmung einfach beobachtend und vorsichtig. Sie haben zwar ihre Probleme mit gesellschaftlichen Ereignissen, wo sie z.b. von vielen Eindrücken überreizt werden, sich infolgedessen womöglich „daneben“ benehmen oder sie in peinliche Situationen geraten.

Durch diese Erfahrungen könnten sie in eine Schüchternheit „hineingleiten“, weil sie befürchten bei einem ähnlichen Ereignis wieder in unangemessene Situationen zu geraten. Gibt es aber eine Strategie für diese Situationen, dann sind sie bewältigbar und können sogar dazu führen die Komfortzone zu vergrößern!

Unglückliche Kindheit mit schlechten Erfahrungen = Schüchternheit?

Nun, tatsächlich ist es so, dass Personen mit einer problembeladenen Kindheit (egal, ob hochsensibel oder nicht) auch später Angst davor haben, neue Leute zu treffen und von ihnen beurteilt zu werden. Hochsensible Personen mit einer unglücklichen Kindheit neigen daher sehr oft zu Schüchternheit und haben auch große Angst vor Annäherung. Sie geben vor, keine Gesellschaft zu wünschen, obwohl sie natürlich das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit genauso haben, wie jeder andere.

Das Beste, was du und ich für unsere Kinder tun können, ist unter anderem, sie in ihrer Art anzunehmen. Wir begleiten sie am besten durch ihre Kindheit, indem wir versuchen schädigendes Verhalten unsererseits durch förderndes Verhalten zu ersetzen. Das ist möglich, wenn wir die unbewussten Muster erkennen, sie uns genau anschauen und durch (mühsame) Arbeit “verlernen”.

Wenn du wissen möchtest, ob dein Kind schüchtern ist, dann stelle dir folgende Fragen:

  • Mein Kind ist Fremden gegenüber sehr zurückhaltend, aber nach einer Auftauphase durchaus bereit zu kommunizieren, Augenkontakt zu halten.
  • Mein Kind zeigt in einer sicheren Umgebung (der eigenen Familie, bei Freunden) durchaus KEIN schüchternes Verhalten, teilweise sogar das Gegenteil 🙂
  • Mein Kind äußert in einer sicheren Umgebung seine eigene Meinung, streitet oder versucht seinen Kopf durchzusetzen
  • Als Kleinkind hat es zwar verweigert zu grüßen oder die Hand zu geben – jetzt allerdings ist das kein Thema mehr
  • Mein Kind hat grundsätzlich Vertrauen in die Menschen seines Umfelds

Wenn du diese Fragen mit Ja beantworten kannst, ist dein Kind wahrscheinlich nicht schüchtern, sondern eben einfach hochsensibel. Wenn du Fragen dazu hast, schreib mir gerne einen Kommentar unter den Beitrag – ich freue mich über deine Rückmeldungen!

Wenn du Entscheidungshilfe zum Thema, wann soll ich wem sagen, dass mein Kind hochsensibel ist, brauchst, dann empfehle ich dir diesen Beitrag: Mein Kind ist hochsensibel – Wem sag ich´s?


 

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