Vielleicht bist du schon öfter über diese Ausdrücke gestolpert und weißt noch nicht genau, ob und worin sie sich unterscheiden bzw. was überhaupt damit gemeint ist? Wer hat die Begriffe kreiert und welchen Bezug haben sie zu Hochsensibilität? Im Folgenden habe ich dir eine kurze Übersicht zusammengestellt!
Ungefähr 30% der hochsensiblen Menschen sind eher extravertiert. Das sind z.B. jene Kinder, denen man nicht auf den ersten Blick ansieht, dass sie hochsensibel sind. Das sind jene Erwachsene, die durchaus gesellig sind, abenteuerliche Sportarten machen, kein Problem damit haben, im Ausland zu leben und Neues zu entdecken. Auf der anderen Seite haben sie aber Phasen, in denen sie absolut niemanden sehen möchten, die ganze Welt verfluchen, sich in der eigenen Wohnung verkriechen und sich selbst eine Zeit lang bemitleiden, nur um dann wieder wie der Phönix aus der Asche am sozialen Leben teilzuhaben.
Bei Kindern sind das oft die lauteren, frecheren, selbstbewussteren (zumindest wirken sie so!) – jene die, im Vergleich mit ihren genauso hochsensiblen Geschwistern, überhaupt nicht hochsensibel wirken. Aber bei genauerer Betrachtung bemerkt man dennoch ihre erhöhte Sensitivität, die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit und ihren oft erhöhten Bedarf an Ruhe oder Schlaf. Diese Kinder haben auch oft eine erhöhte psychomotorische Sensitivität und sind besonders “aktiv und energiegeladen”. Sehr oft könnte man diese Kinder als “in der Luft” bezeichnen, weil sie in der Überreizung noch mehr aufdrehen!
Wie eingangs erwähnt kursieren in der Literatur mehrere Begriffe dafür und das lässt sich am besten so erklären, dass sie sich meist ohne den Hintergrund des psychologischen Konstrukts der Hochsensibilität etabliert haben. Elaine Aron verwendet den von Marvin Zuckerman geprägten Begriff HSS, doch auch der Begriff von Barbara Sher (die Hochsensibilität in ihren Büchern nicht berücksichtigt, da der Begriff HS zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt war) beschreibt mir ihrer Scanner-Persönlichkeit etwa die gleichen Wesensmerkmale.
Was sind High Sensation Seeker (HSS)?
Marvin Zuckerman hat diesen Wesenszug, das „Sensation Seeking“ erforscht. High Sensation Seeker suchen nach „abwechslungsreichen, neuen, komplexen und starken Eindrücken und Erfahrungen“ und sind bereit, für ein solches Erlebnis „physische, soziale, rechtliche und finanzielle Risiken einzugehen“. In Bezug auf Hochsensibilität sind das die Sonderfälle der HSM, nämlich jene, die besonders introvertiert als auch besonders extravertiert sind.
Diese Menschen wissen oft gar nicht, dass sie überhaupt hochsensibel sind, da sie sich in ihren extrovertierten Phasen sehr gerne mit vielen Menschen umgeben, Risiken problemlos auf sich nehmen, um neue Dinge kennenzulernen und somit eher das genaue Gegenteil eines HSM zu sein scheinen.
Mit “Sensation” ist hier in erster Linie nicht “sensationell” gemeint, und auch nicht nur Extrem-Bergklettern, Klippenspringen oder sonstige mit Risiken behaftete Aktivitäten, sondern soll eher im medizinischen Sinne aufgefasst werden, im Sinne von “Reizen”. HSS sind ständig auf der Suche nach neuen Reizen. Elaine Aron beschreibt sie als “Menschen, die ständig mit einem Fuß auf dem Gaspedal und mit dem anderen auf der Bremse stehen”.
Hier kannst du den kurzen Selbsttest von Elaine Aron machen: Bin ich ein High Sensation Seeker?
Extrem begabt, extrem neugierig, extrem viel Wissen, extrem viele Ideen, extrem sensibel und extrem viele unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten. Trotzdem 0 € auf der hohen Kante. Hochsensible Scanner haben ein 3-faches „Luxusproblem“, denn sie tragen Hochsensibilität, Sensation Seeking und eine Höchstbegabung in sich und ahnen oftmals nichts von alledem.
Birgit Trappmann
Wer ist eine Scanner-Persönlichkeit oder ein Scanner-Typ?
Ganz unabhängig vom Thema Hochsensibilität hat Barbara Sher den Wesenszug der “1001 Interessen” in ihren Büchern beschrieben. Sie nennt diese Menschen „Scanner-Persönlichkeiten“. Weitere Bezeichnungen sind auch Renaissance-Typ, Mulitpotentialist oder Vielbegabte.
Merkmale von Scannern laut Barbara Sher sind:
- ausgeprägte, fast unbändige Neugier auf eine Vielzahl von Themen, die scheinbar kaum miteinander verbunden sind
- unendliche Wissbegierde
- können viele Dinge überdurchschnittlich gut machen
- wollen sich auf keines der Gebiete, in das sie sich „verliebt“ haben, spezialisieren, weil das bedeuten würde, alle anderen aufgeben zu müssen
- sind lebenslange Lerner und interessiert an Neuem
- wirken nach außen unbeständig, unfokussiert, widersprüchlich, unstet und oberflächlich
Scanner haben aufgrund ihrer großen Begeisterungsfähigkeit für viele Themen und ihrer Neugierde meist einen unkonventionellen Lebenslauf. Ihre ausgeprägte Kreativität lässt sie an Dinge oft nicht auf herkömmliche Weise herangehen. Sie vernetzen ihr Wissen vergangener Erfahrungen mit dem neuen Thema und entwickeln mit Leichtigkeit neue Ideen oder Innovationen.
Auf der anderen Seite hindert sie der angeborene Perfektionismus und das Vermeiden von Routine oft daran, Zufriedenheit und Erfüllung aus ihrer Tätigkeit zu erfahren. Das Umfeld lässt sie durchaus spüren, dass diese Art, so scheinbar unstet, scheinbar nichts zu Ende bringend, nicht normal sei.
HSS + Scanner = Hochsensible Scanner?
Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob HSS und Scanner dieselbe Bevölkerungsgruppe darstellen. Die Praxis und Gespräche mit sehr extravertierten hochsensiblen Menschen scheint es aber zu bestätigen. Eliane ReichardtHochsensible, die zugleich der Gruppe der HSS angehören, stehen vor der großen Herausforderung, ständig den schmalen Grat zwischen Extravertiertheit und Rückzug zu gehen. Strategien der Lebensführung sind besonders für diese Gruppe der HSM essenziell – dazu gehört in erster Linie das Wissen darüber, dass man ein hochsensibler Scanner ist.
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